GWA wird Energiesparer des Monats

GB-Foto: Bäuerle

Ökologie und Regionalität gehen Hand in Hand

Energiesparer des Monats: Die Gemeindewerke Ammerbuch (GWA) bringen die lokale Energiewende voran

Die Kundenberaterin Manuela Flad wirbt bei den Ammerbuchern mit Erfolg für die Energiewende und Investitionen in lokale Projekte zur Stromerzeugung

Die kleine Gemeinde Ammerbuch hat etwas, was viele andere Kommunen nicht haben: seinen eigenen Stromversorger. Dazu noch einen, der sich neben zuverlässiger und klimafreundlicher Versorgung auch Regionalität auf die Fahnen schreibt und mit Projekte vor Ort die regionale Wirtschaft unterstützt.

Möglich wurde dies durch die Kooperation der Gemeinde mit den Stadtwerken in Tübingen (SWT). Anfang 2009 wurden die Gemeindewerke Ammerbuch (GWA) als Gemeinschaftsunternehmen der beiden gegründet mit dem ausdrücklichen Ziel, in der Energiepolitik mitzumischen und erneuerbare Energien voranzubringen.

Die Bilanz nach den ersten fünf Jahren kann sich sehen lassen: Rund 1800 Kunden hat der regionale Energieversorger bereits für sein Konzept gewinnen können - kein schlechtes Ergebnis in einem offenen, hartumkämpften Markt. Vier Fotovoltaikanlagen auf Ammerbucher Gemarkung zeugen davon, dass die GWA es mit der Energiewende ernst meinen. Mit einer probaten Doppelstrategie sorgen sie zudem dafür, dass jeder Bürger etwas für den Klimaschutz und die Vermeidung von Atomabfällen und CO2 tun kann und tragen auch selbst einiges dazu bei.

Jeder Öko-Cent wird reinvestiert

Hauptwerkzeug hierfür ist ein Ökostromtarif, bei dem Kunden einen freiwilligen Mehrbetrag in Kauf nehmen, um damit den Ausbau erneuerbarer Energien in ihrer Region voranzubringen. Das Konzept mag nicht neu sein, beachtlich ist indes die Konsequenz und Effizienz, mit der es in Ammerbuch umgesetzt wird. Neben den üblichen günstigeren Tarifen können Kunden der Gemeindewerke den um 1,19 Cent je Kilowattstunde höheren AmmerNatur-Tarif wählen. Dafür beziehen sie mit Wasserkraft erzeugten sauberen Strom, der vom Tüv Nord als besonders umweltfreundlich zertifiziert wurde, da er ohne Luftschadstoffe und radioaktive Abfälle erzeugt wurde. Die höheren Einnahmen werden zu 100 Prozent in den Ausbau von Anlagen zur umweltfreundlichen, nachhaltigen Stromgewinnung in Ammerbuch investiert - und nirgendwo sonst. Den Kunden wiederum ermöglicht der Tarif, ihren persönlichen Ausstieg aus der Atomenergie auch dann voranzutreiben, wenn sie nicht die Möglichkeit haben, selbst eine Fotovoltaik-Anlage zu installieren. Die dadurch entstehenden Mehrkosten sind durchaus überschaubar: Für einen Zweipersonenhaushalt beträgt die Differenz gerade einmal rund 30 Euro im Jahr. Die Idee wird von vielen Ammerbuchern gerne angenommen: Der Anteil der Kunden, die den Ökostromtarif wählen, liegt inzwischen über 25 Prozent und ist damit sogar höher als in der Universitätsstadt Tübingen. Auch etliche Ammerbucher Unternehmen und Handwerksbetriebe wählen freiwillig den höheren Ökotarif. Selbstverständlich bezieht auch die Gemeindeverwaltung den eigenen Ökostrom.

Dass sich damit große Projekte stemmen lassen, können die Kunden praktisch vor der eigenen Haustüre sehen. Die bislang verwirklichten Anlagen schlagen mit einem Investitionsvolumen von 548 000 Euro und einer Gesamtleistung von 365 kWp zu Buche. "Unser erstes Kind war die Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach der Wolfsbergschule in Reusten, die im April 2011 ans Netz ging", erzählt Geschäftsführerin Andrea Herrmann. Die rund 30 kWp, welche die Anlage produziert, werden zu 100 Prozent ins öffentliche Netz eingespeist. Beim nächsten, bislang größten Projekt der Gemeindewerke Ammerbuch, stand die dezentrale Stromversorgung im Mittelpunkt. Auf den Gebäudedächern und auf den unterirdischen Wasserkammern des Wasserwerks in Poltringen wandeln 690 Module das Sonnenlicht in Strom um, der direkt im Wasserwerk verbraucht wird. "Dieses Projekt hat viele tolle Synergieeffekte", freut sich Andrea Herrmann. So gilt die Anlage auf den Wasserkammern als Dachfläche, obwohl ihre Installation eher an eine Freifläche erinnert, und wird entsprechend höher vergütet. Ganz einfach war es nicht, die Module zu verankern, da die Grasnarbe über den Betondächern des Wasserspeichers gerade einmal 80 Zentimeter beträgt. Schließlich wurden sie auf Betonfundamenten geständert. Mit insgesamt 270 kWp ist die Anlage im Wasserwerk bislang die größte auf Ammerbucher Gemarkung.

Im vergangenen Jahr folgten zwei weitere kleinere PV-Anlagen auf den Dächern der Pfäffinger Kinderkrippe im alten Ärztehaus und des Altinger Kindergartens "Am alten Ämmerle", die mit jeweils rund 30 kWp zu Buche schlagen. Bei beiden wird der erzeugte Strom zum Teil selbst genutzt, der Rest fließt ins Netz.

Es versteht sich von selbst, dass die Projekte von ortsansässigen Unternehmen ausgeführt und von örtlichen Banken finanziert werden. "Darauf legen wir sehr großen Wert, dass das alles in Ammerbuch bleibt. Das ist für uns gelebte Regionalität", erklärt Andrea Herrmann bestimmt. Die wiederum ist für viele Ammerbucher ein wichtiges Argument, weiß Kundenberaterin Manuela Flad. "Das kommt in sehr vielen Gesprächen zum Ausdruck."

JUTTA KRAUSE

Quelle: Ausgabe des Gäuboten vom 26. Februar 2014

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